SEKEM – Wüste wird Garten

Integration als Entwicklungsprinzip

SEKEM (altägypt. „Lebenskraft“) ist eine bemerkenswerte ägyptische Kulturinitiative, welche 1977 von Dr. Ibrahim Abouleish gegründet wurde. Abouleish – Visionär, Chemiker, Unternehmer und Gewinner des Alternativen Nobelpreises 2003 – verwirklichte mit SEKEM seine Idee einer nachhaltigen Aufschließung von Wüste im Norden von Kairo und damit einhergehend die Integration aller daran beteiligten Menschen und Werte. Zitat: „Entwicklung kann nur nachhaltig sein, wenn sie ganzheitlich gedacht und umgesetzt wird. Biologisch-dynamisches Anbauen, umweltverträgliches Wirtschaften und faire Entwicklungschancen für Mitarbeiter und Lieferanten gehen bei SEKEM Hand in Hand und verstärken sich gegenseitig.“ SEKEM unterhält auch Kindergärten, Schulen, Einrichtungen für Erwachsenenbildung, eine Universität und eine Poliklinik.

Das biologisch-dynamische Prinzip baut dabei auf die Symbiose aller Lebewesen, die es gibt. So unscheinbar dieser Satz auch klingt, so birgt er doch eine tiefe Weisheit.

Die Welt heute teilt sich in Hungernde und Übersättigte, in Reiche und Arme, in wirtschaftlich Erfolgreiche und Verlierer. Und worauf oft vergessen wird, ist, dass es keine Frage der persönlichen Leistung ist, in welcher Umgebung und mit welchen Mitteln/Genen man geboren wird. Es ist auch nicht logisch, dass einer, der dem Planten einen Klumpen Gold entwendet, zu den Reichen gehört und gesellschaftlich höher steht als andere.. Bitte um Verzeihung für die wahrscheinlich nun nicht nachvollziehbare Gedankenflucht. Zur Erklärung möge man sich diesen Film ansehen, ab Minute 20.

Worauf ich hinaus will: Lebensmittel-Lieferungen oder Carepakete sind keine Hilfsleistungen im eigentlichen Sinn. Sie halten die Empfänger in einem Zustand der Kleinheit, in einem Zustand der Scham. Die Geber erscheinen dann oft als „die Großen“ und es entsteht ein Ungleichgewicht, das wiederum entgegen die Natur ist, in der, wie man weiß, alles zum Ausgleich strebt.

Wahre Hilfsleistungen bestehen darin, Menschen zu befähigen, für sich selbst sorgen und das eigenen Glück schmieden zu können. Dieses Prinzip ist vielseitig anwendbar; zum Beispiel auf die Kindererziehung. Auch Kinder sollte man nicht zu Empfängern machen und ihnen alles „vorn und hinten hineinstopfen“, um sie ruhig zu stellen oder seine Allmachtphantasien als Elternteil zu bedienen. Eine sinnvolle Erziehung bestünde vor allem darin, Kindern beizubringen, wie sie es ohne Eltern schaffen, ein friedliches und erfülltes Leben zu führen. Ein weiteres Beispiel wäre die EU. Hier will Frau Gscheit aber nicht weiter in die Tiefe gehen, denn der geneigte Leser wird sich durch das eben Gesagte sehr schnell selbst einen Reim darauf machen können.

Nun zurück zu Herrn Abouleish, dessen Worte aus einem Vortrag in Graz im Jahr 2009 die obigen Gedanken der „Befähigung“ weiterführen: „(…) Dieser Paradigmenwechsel erfordert nicht nur eine Ausweitung unserer Wahrnehmungs- und Denkweisen, sondern darüber hinaus eine Neuformulierung unserer Werte. (…) Diese beiden Tendenzen – Selbstbehauptung und Integration – sind als wesentliche Aspekte zu sehen. Keine von beiden ist gut oder schlecht. Gut ist ein dynamisches Gleichgewicht, die Balance. Schlecht oder ungesund ist ein Ungleichgewicht. Die Überbetonung einer Tendenz und die Vernachlässigung der anderen sind in der heutigen Wirtschaft deutlich zu erkennen. Denn alle Lebewesen sind Mitglieder ökologischer Gemeinschaften, die in einem Netz wechselseitiger Abhängigkeiten verbunden sind.

Wenn diese Wahrnehmungsweisen ein unverzichtbarer Teil unseres Alltagsbewusstseins werden, dann entwickelt sich auch eine vollkommen neue Ethik. Die Werte der gesamten lebenden Natur sind eins, d.h. Natur und Selbst sind eins. Das bedeutet die Ausweitung des Selbst bis hin zur Natur. Die neuen Werte weiten sich aus von Expansion bis zu Erhaltung und von Konkurrenz bis hin zu Kooperation, von Quantität bis hin zu Qualität, von Herrschaft bis hin zu Partnerschaft. (…) Eine lebendige Gemeinschaft existiert in der Gemeinschaft des Kulturellen, des Politischen und des Wirtschaftlichen in einem Gleichgewicht, in einer dynamischen Balance.“

Mehr Infos zu Dr. Abouleish und SEKEM finden Sie im folgenden sehr interessanten Film:

Hintergrundinformation zu SEKEM Östereich

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2 Antworten zu SEKEM – Wüste wird Garten

  1. SEKEM-Österreich schreibt:

    SEKEM-Österreich freut sich über diesen Beitrag sehr – danke!
    Und dieser Dank sei gleich auch dazu genützt, alle interessierte Leser/innen herzlich einzuladen, sich über unsere Homepage http://www.sekemoesterreich.at zu informieren, was wir in Österreich für SEKEM tun und worum wir uns bemühen. Derzeit sind wir auf intensiver Suche nach Menschen/Firmen/Institutionen, die unser Stipendienprogramm unterstützen wollen/können. (Jede Spende ist übrigens steuerlich absetzbar!)
    Gerade in dieser für Ägypten besonders schwierigen Umbruchsituation gilt es, die Jugend auf einem Weg in eine positive Zukunft zu unterstützen. Also bitte:
    Schauen Sie sich unsere Aktion an – auch jeder kleiner Beitrag hilft – danke!
    Informationen zum Stipendienprogramm:
    http://www.sekemoesterreich.at/index.php/verein/spendenziele-2013/oesterreich-stipendium

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  2. Pingback: (noch) nicht Mainstream..

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