Geneigte Leserin, geneigter Leser! Bitte verzeihen Sie diesen Titel. Aber manchmal ist einfach einfach einfacher.
Zufällig stieß ich kurz hintereinander auf die Geschichte über Himmel und Hölle vom Rabbi aus Romshishok (unten) und den kurzen, aber doch den Nagel auf den Kopf treffenden G20-Clip im Anhang, in welchem die vertrackte Situation der Regierenden deutlich wird. Beides regte Frau Gscheit zu langem Nachdenken an.
Viele Menschen in unserer Gesellschaft ist es vermutlich noch nicht so schmerzlich bewusst, dass wir Erdlinge alle über sicht- und unsichtbare Netzwerke miteinander verbunden sind. Globalisiert halt… Denken Sie an Ihren Frühstückskaffee. Wo würden Sie den wohl herbekommen, wenn sich jeder Staat auf sich selbst zurückzöge? Strom, Heizmaterial, Nahrung..; muss gar nichts Besonderes sein. Wir hängen voneinander ab wie diese armen Hungerleider in der Hölle.
Es hilft also nichts, sich auf seinen Standpunkt zurückzuziehen und zu warten. Krisen und Probleme können nur mehr gemeinsam gelöst werden. Warten Sie nicht, bis die Regierungen das tun. Beginnen Sie selbst. Behandeln Sie Ihren Nächsten doch mal so, als wäre er ein Familienmitglied, das Sie mögen.
Aber machen Sie sich doch selbst Ihr Bild:
Die Allegorie von Himmel und Hölle
Rav Haim von Romshishok war ein Wanderprediger. Er reiste von Stadt zu Stadt und sprach in seinen Predigten immer wieder von der Wichtigkeit, den Mitmenschen zu lieben und ihm Respekt zu zollen. Seine Reden begann er oft mit den Worten: „Einst stieg ich zu den Firmamenten auf. Zuerst besuchte ich die Hölle und der Anblick war schrecklich. Tischreihen um Tischreihen waren überladen von köstlichsten Speisen. Dennoch waren die Menschen, die reihum saßen, abgezehrt und blass, und ihre Mägen knurrten vor Hunger. Als ich näher kam, verstand ich die missliche Lage, in der sie sich befanden.
„Jeder hielt einen großen Löffel in seiner Hand. Doch ihre Amre waren mit länglichen Holzstücken geschient, sodass sie ihre Gelenke nicht beugen konnten, um die Löffel zum Mund zu führen. Es brach mir das Herz, das gequälte Stöhnen dieser armseligen Menschen zu hören, die den Speisen so nah waren, aber sich nicht satt essen konnten.
„Als nächstes ging ich in den Himmel. Und ich war überrascht, die gleiche Szene vorzufinden, die ich in der Hölle gesehen hatte. Tischreihen um Tischreihen, voll beladen mit den köstlichsten Speisen. Doch im Gegensatz zur Hölle saßen die Menschen hier im Himmel zufrieden um die Tafeln herum, unterhielten sich freundlich und hatten sich offensichtlich an ihren opulenten Köstlichkeiten satt gegessen.
„Als ich mich ihnen näherte, war ich erstaunt, dass auch ihre Arme auf die gleiche Weise wie in der Hölle, mit Hölzern geschient waren, sodass auch sie Ellbogen und Handgelenk nicht beugen konnten. Wie also schafften sie es zu essen?
„Ich beobachtete sie eine Weile und sah, wie ein Mann seinen Löffel in eine Speise vor sich auf dem Tischt tauchte. Dann streckte er seinen Arm aus und fütterte den Mann, der ihm gegenüber saß! Der Empfänger dieser Freundlichkeit danke ihm und gab sie zurück, indem er wiederum seinen Wohltäter fütterte.
Ich verstand plötzlich: Himmel und Hölle bieten die gleichen Umstände und Bedingungen. Der einzige Unterschied besteht darin, wie sich die Menschen gegenseitig behandeln.
Ich lief in die Hölle zurück, um den armen Hungernden meine Erkenntnis mitzuteilen. Ich flüsterte einem Mann ins Ohr: „Du musst nicht mehr hungern! Benutze deinen Löffel, um deinen Nachbarn zu füttern; er wird dir sicher das Gleiche tun und dir Essen geben.“
„’Du erwartest, dass ich diesen verabscheuungswürdigen Menschen mir gegenüber füttere?’ erwiderte der Mann zornig. ‚Ich würde eher verhungern als ihm zu essen zu geben!’
„Dann verstand ich die Weisheit des Herren in Seiner Wahl, wer des Himmels oder der Hölle würdig ist.“
Das ist wahrlich eine wunderbare Geschichte – ich kann nur jede/r/m empfehlen, das einmal selbst auszuprobieren. Man braucht dazu gar nicht Ellbogen und Handgelenk der Teilnehmenden zu schienen – man braucht nur so lange Löffel, dass man sie nicht zum eigenen Mund führen kann……
Ich habe das einmal bei einem Seminar mit einer Gruppe von etwa 20 Teilnehmenden selbst versuchen dürfen. Die persönliche Erfahrung, dass man beim Essen auf sein Gegenüber angewiesen ist, ist großartig!
Persönliches PS: auf den G20-Clip könnte ich verzichten – er bereichert nicht die wundersame Geschichte des Rabbi aus Romshishok, die für sich spricht – vor allem, wenn man es einmal selbst versucht (siehe oben)
Also: einfach einmal selbst versuchen!
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