Dr. W. Edwards Deming

Dr. W. Edwards Deming war ein amerikanischer Physiker, Statistiker und Pionier im Bereich des Qualitätsmanagements. Ihm wird der Deming-Kreis zugeschrieben – der PDCA-Zyklus – wobei Deming selbst sagt, dass er ihn von Walter A. Shewhart übernommen habe. 1950 wurde er als Qualitätsexperte nach Japan geholt und fungierte dort jahrelang als Berater der Topmanager. Seine Ideen wurden unter anderem bei Toyota umgesetzt – ein Automobilhersteller, der stetig wächst und trotz massiver Konkurrenz bis dato Gewinne erzielt. Bis 1980 waren Demings Leistungen in den USA weitgehend unbekannt.

Im Interview unten aus dem Jahr 1984 spricht er über die 5 tödlichen Krankheiten im damaligen amerikanischen Management und tritt dabei vehement für einen Paradigmenwechsel ein. Andernfalls würde die amerikanische Wirtschaft nicht konkurrenzfähig bleiben. Er spricht über mangelndes Bewusstsein und fehlenden Weitblick sowohl der Manager aber auch des Fußvolks:

1) Es gäbe keinen Plan für die Zukunft und keine langfristigen Ziele. 2) Das einzige, was zähle, sei der kurzfristige Profit der Firma und die Dividenden, welchen das langfristige Wachstum der Firma geopfert würde. 3) Das jährliche Rating der Performance einzelner Mitarbeiter demotiviere alle anderen. Man arbeite aus Angst und jeglicher kreative Ansatz sowie Teamgeist gingen durch diese Angst verloren. Der Mensch fühle sich der Firma nicht verbunden und suche sich aus Frustration einen anderen Job. 4) Auch das Management identifiziere sich nicht mit der Firma, habe dort keine Wurzeln, kenne weder die Firma noch deren Probleme. 5) Es herrsche Unkenntnis über Kennzahlen, die über Profit hinausgingen. Wie beispielsweise den Multiplikationseffekt glücklicher oder unzufriedener Kunden. Es zählen nur Fakten und Zahlen – eine Sichtweise, die auf allen Managementschulen gelehrt würde.

Amerika sei daher nicht in der Lage, das zu leisten, was es tatsächlich leisten könnte. „Underuse, abuse und missuse“: Menschen würden ausgebeutet,  missbräuchlich verwendet (missbraucht) oder man würde ihnen überhaupt zu wenig zutrauen. Amerika sei demzufolge „Number One“ – in der Unterentwicklung. Zwischen 1950 und 1968 hätte diese Philosophie gut geklappt, da alle anderen Länder noch an den Folgen des Weltkriegs laborierten.

Deming war kein Philosoph sondern Wirtschafter mit Weitblick. Die von ihm 1984 diagnostizierten 5 tödlichen Krankheiten sind nicht verschwunden – im Gegenteil sind sie einer Seuche vergleichbar und auch jetzt überall zu finden. In Firmen, Konzernen, Politik, Aktienmärkten – in der Gesellschaft. Sie erfassen hauptsächlich jene, die – aus welchen Gründen auch immer – in die Lage versetzt werden, etwas zu sagen zu haben und ganz oben mitzumischen; ganz oben aber scheint die Atmosphäre von Machtgier und Ruhmsucht vergiftet zu sein, sodass manche in diesem Dunstkreis ihre ehemals vielleicht hehren Absichten vergessen.

Sie sind unbestreitbar Mitverursacher des derzeitigen Multiorganversagens der Menschheit: Profit vor Nachhaltigkeit. Konkurrenz und Wettbewerb vor Kooperation. Ausbeutung vor Fürsorge. Eigeninteresse vor Gesamtinteresse. Einzelkampf vor Teamwork und Koexistenz. Ziele sind unterdessen weniger lang haltbar als Jogurt. Das Vertrauen in Firmen, Banken und Arbeitgeber – und somit auch in Geld – ist bereits auf den Nullpunkt gesunken. Bitte nicht falsch verstehen – das soll keine Tirade gegen Machthaber sein. Eher im Gegenteil – ich richte mich gegen die Jasager, deren ich auch einer bin. Aber die Gruppe derer, die darüber nachdenken, wo wohl der Ausweg aus dem Labyrinth liegen könnte, wird größer. Darin liegt die Hoffnung. Wir könnten einen Versuch starten..

Und es stellt sich die Frage: Wie kann der Mensch dem Menschen ein Helfer sein? Machen Sie mit bei Frau Gscheits Umfrage! Alternativer Link!

Mehr zu Deming auf deutsch und auf englisch.

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Eine Antwort zu Dr. W. Edwards Deming

  1. ulicux schreibt:

    Einen sehr interessanten Ansatz für eine notwendige Kurskorrektur in der Arbeitswelt findet man auch hier:
    http://enlightennext.com/germany/2011/11/11/die-firma-das-unbekannte-wesen/
    Das Radiointerview ist sehr hörenswert.

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