Leseprobe 3 – „Was wir sind..“ – Einfluss der Bezugspersonen

Gerald Hüther: Was wir sind und was wir sein könnten (4. Auflage). Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main, März 2013, S97 f

Einfluss der Bezugspersonen
Die einfachste, selbstverständlichste und naheliegendste Lösung für alle Probleme, die ein Kind noch nicht selbst lösen kann, besteht darin, Hilfe zu holen. Aber um jemand herbeirufen zu können, der einem hilft, muss man jemanden haben, der dann auch wirklich kommt, dem man vertrauen kann, mit dem man sich verbunden und bei dem man sich geborgen fühlt.

Deshalb, weil sie gar nicht allein überleben können, gewinnen all jene Menschen, die einem Kind zur Seite stehen und es auf seinem Weg begleiten, so eine ungeheuer Bedeutung. Für diese Personen, also für Mama, für Papa, vielleicht auch für ein Geschwister oder ein anderes Familienmitglied und später für ihre Freunde, sind Kinder bereit, alles zu tun. Jedenfalls solange sie sich mit diesen Personen verbunden fühlen, solange sie also noch nicht von ihnen oder durch sie enttäuscht, allein gelassen und abgewertet oder gar beschämt worden sind. (…)

Bei all jenen Kindern, denen es beim besten Willen und trotz größter Bemühungen nie so recht gelingt, es der Mama, dem Papa oder sonst wem „recht zu machen“, geht die Düngergießkanne im Hirn zwangsläufig immer nur dann an, wenn sie es wieder einmal schaffen, sich selbst zu beweisen, dass sie ihre Probleme sehr gut allein, also ohne Mama, ohne Papa oder sonst wen, zu lösen imstande sind. Dann haben sie es denen, mit denen sie bisher so eng verbunden waren, nun endlich einmal richtig gezeigt. Auch darüber kann man sich schon als Kind und später auch noch als Erwachsener sehr begeistern.

Und dann bekommt man eben auch ein Hirn, mit dem man anderen Menschen immer besser zeigen kann, wie wenig man sie braucht, dass man nicht mit ihnen verbunden ist, dass man nichts mit ihnen zu tun haben will. Besserwisser, Klugscheisser und Alleskönner haben so ein Gehirn und richten damit in den Gehirnen all jener, die sie abwerten und beschämen, beträchtlichen Schaden an. Weil sie diesen anderen die Begeisterung am eigenen Entdecken und Gestalten rauben.

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