Der Mensch (und Patient) der Zukunft

gapminderKürzlich hatte ich Gelegenheit, im Rahmen eines internationalen Qualitätssymposion im Gesundheitsbereich die neusten Trends zum Thema Gesundheit zu erfahren.

Dass sich der Patient (oder überhaupt der Mensch) der Zukunft massiv vom Patient der Gegenwart oder gar der Vergangenheit unterscheiden wird, lag eh schon auf der Hand. Dass es Frau Gscheit aber die Schauer über den Rücken jagen würde, war dann doch überraschend.

Das Individuum wird sich weiter individualisieren. Und die Singles werden natürlich auch ab und an unter Einsamkeit leiden – wussten Sie, dass IT-Firmen bereits an Sofas arbeiten, die den Hintern eines Partners auf Ihrer Couch simulieren, der sich, obwohl in einer anderen (Single)Wohnung, gerade auf seiner Couch niederlässt? Sie haben also in Zukunft die Möglichkeit, ein Nähegefühl zu Ihrem entfernt wohnenden Partner zu entwickeln, weil Sie merken, dass der Couchpolster neben Ihnen einsinkt (bitte merken Sie sich das, sonst denken Sie irgendwann, ein Poltergeist teilt mit Ihnen die Wohnung).

Gesundheit wird eine Art „Leistungsmerkmal“, der eigene Körper rückt weiter ins Zentrum des Denkens und des Konsums. Krank zu sein wird demnach bedeuten, dass man sich wohl nicht sehr angestrengt hat, gesund zu bleiben – was uns wiederum neue Wege der Diskriminierung eröffnen wird… Entschuldigen Sie bitte den sarkastischen Ausrutscher.. 😉

Im Detail: Im Jahre 2012 brachte Zukunftsinstitut.de die sehr interessante  Studie „Healthness“ zum Thema „Megatrend Gesundheit“ heraus.

Die drei zentralen Thesen der Studie (Quelle: zukunftsinstitut.de):

  • In Zukunft wird Energie zum zentralen Bedarf von Gesundheit. Die Energie, die einem Menschen zur Verfügung steht, wird über gesund oder nicht entscheiden.
  • Der Körper und seine Kräfte rücken in den Mittelpunkt. Das Wissen und der Austausch über den menschlichen Körper steigen und Gesundheit wird zum Taktgeber für das eigene Verhalten.
  • Die digitale Revolution erreicht die Medizin und prägt die Gesundheit von morgen. Die Arzt-Patienten-Kommunikation verändert sich radikal und Diagnosetools werden mobil.

Letzteres bedeutet, dass der Patient der Zukunft zunächst mal im Internet seine Diagnose herausfindet und erst dann zum Arzt geht…

Zur Selbstdiagnostik dienen diverse elektronische Online-Hilfsmittel. Ein Multisensor, wie bereits in einigen Science Fiktion Filmen vorgestellt, wird an Hand der Analyse Ihres Morgengewichts, Stuhlgangs und Harns entscheiden, was Sie essen sollen und ob Sie in der Lage sind, Maschinen zu bedienen oder Auto zu fahren… Wahrscheinlich können Sie auf die gleiche Art auch erfahren, ob Sie heute einen Eisprung haben und sich Sex daher auszahlt.. oder man halt aufpassen muss, sollte man keinen Kinderwunsch haben (was auch im Trend liegt, wie Gapminder hier zeigt – unten auf play drücken). Auch ob Sie vorsorglich ein Beruhigungs- oder Aufputschmittel nehmen sollen wird Ihnen mitgeteilt – weil spüren tun Sie sich auf Grund der weiter zunehmenden Reizüberflutung nicht mehr.

Aber um auf die in der Healthness-Studie erwähnten Energie und Kraft zurückzukommen – woher wird sie der Singlemensch der Zukunft schöpfen? Aus überfüllten Fitnessstudios, aus einem Sonnenbad bei verringerter Ozonschicht? Aus esoterischen Lehren? Aus einer besseren Work-Life-Balance? Aus noch mehr Technisierung?

Man muss kein Reaktionär sein, um sich die Frage zu stellen, ob das wohl so gut ist.. Der entspiritualisierte Mensch, der in Ermangelung einer höheren, über den körperlichen Tod hinausgehenden Perspektive zum akribischen Beobachter und Warter seines eigenen Körpers wird?

Oder könnte am Ende ein Schritt in eine „neue Gemeinsamkeit“ dem Menschen die Energie geben, die er braucht? Teams, Teamarbeit und Kooperation, Reduktion des Wettbewerbs, Entschleunigung sind in aller Munde. Vielleicht ist es gerade der Schritt weg von der „Individualisierung“, der dem Individuum das gesunde Überleben sichern wird.

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Eine Antwort zu Der Mensch (und Patient) der Zukunft

  1. Eduardo Yupanqui schreibt:

    Wenn Materie festgesetzte Energie ist, wird es schon Zeit, dass unsere Medizin den Kern des Problems erfaßt, wie schon die Chinesen vor fast 5000 Jahren!!!!

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