Stefan Zweig: Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam, Frankfurt 1981:
„Erasmus von Rotterdam war geboren als eine bindende oder, um mit Goethe zu sprechen, der ihm ähnlich war in der Ablehnung alles Extremen, eine ,kommunikative Natur‘. Jede gewaltsame Umwälzung, jeder ,tumultus‘, jeder trübe Massenzank widerstrebte für sein Gefühl dem klaren Wesen der Weltvernunft, der er als treuer und stiller Bote sich verpflichtet fühlte, und insbesondere der Krieg schien ihm, weil die größte und gewalttätigste Form der Austragung inneren Gegensatzes, unvereinbar mit einer moralisch denkenden Menschheit. Die seltene Kunst, Konflikte abzuschwächen durch gütiges Begreifen, Dumpfes zu klären, Verworrenes zu schlichten, Zerrissenes neu zu verweben und dem Abgesonderten höheren gemeinsamen Bezug zu geben, war die eigentliche Kraft seines geduldigen Genies, und mit Dankbarkeit nannten die Zeitgenossen diesen vielfach wirkenden Willen zur Verständigung schlechthin: ,das Erasmische‘!“
Siehe auch: Deutschlandfunk: Ein „Lob der Torheit“ für die Erneuerung des Glaubens
Siehe auch: Stefan Zweig: Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam. Reichner, Wien 1934; zuletzt: Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-596-22279-7. (E-Text)